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(Aus unserem Archiv) – Wiesbaden – Nirgendwo sonst auf der Welt wird soviel Sekt getrunken wie in Deutschland. Damit der Genuss von Sekt zu einem perfekten prickelnden Erlebnis wird, starten die beiden Websites http://www.sekt.de und http://www.schlemmerregion.de eine bundesweite Info-Kampagne in 10 Teilen:
Alle Fotos auf dieser Seite pte – Der Reigen Söhnlein Sekt-Werbung von 1902, die den damaligen Zeitgeist widerspiegelt
Folge 1 handelt von der Geschichte des Sekts und seines Namens.
(Teil 1. Die Geschichte)
Niemand weiß, wo, wann und wie zum ersten Mal ein Glas prickelnden Schaumweins mit Genuss geleert wurde. Mit Sicherheit war der Glückliche nicht das
Mönchlein Dom Perignon, das in der Abtei von Hautvillers in der Champagne den Schaumwein zufällig “erfunden” hatte. Der blinde Kellermeister kämpfte sein Leben lang gegen die zweite Gärung seiner liebevoll gekelterten Weine, war aber am Ende dann doch stolz auf seinen ersten “vin mousseux”. Das mit Bestimmtheit allererste Zitat über den Schaumwein stammt von ihm. Nach Verkostung des prickelnden Rebensafts rief er begeistert aus: “Brüder, kommt schnell, ich trinke Sterne!”
Doch schon zwei Jahrzehnte zuvor kannte man in England den Schaumwein, der so beliebt war, dass er 1667 sogar in einem Gedicht auftauchte. Die Engländer hatten damals bereits Glasflaschen, die dem Druck der Gärung standhielten.
Und sie hatten Korken. Auszug aus einem achtseitigen Dokument des Christopher Merret vom 17. Dezember 1662: ” …dass unsere Weinerzeuger in jüngster Zeit allen Arten von Weinen Zucker und Melasse zusetzen, um sie frisch zu halten und perlend zu machen.” Das war sechs Jahre bevor Dom Perignon zu experimentieren begann und 70 Jahre vor der Gründung des ersten Champagner-Hauses in Frankreich.
Werbung für das Haus “Söhnlein Rheingold“ um 1907
Die Wortschöpfung “Schaumwein” kommt von Johann Gottfried Herder, der 1779 das französische Wort “Mousse” mit Schaum übersetzte. “La mousse” (Moos) ist im Französischen die mit einem Moosüberzug vergleichbare Schicht, die sich im Glas bildet, wenn die Kohlensäure freigesetzt wird.
Wer in Deutschland zuerst den schäumenden Wein herstellte, ist nicht sicher.
Nach einigen Schriften war es der Prälat Spengler, der im Zisterzienser-Kloster Maulbronn einen dem Champagner ähnlichen schäumenden Wein erzeugte. Andere Quellen berichten vom Kellermeister Peter Gimbel, der 1790 für ein Kostümfest beim Mainzer Kurfürsten prickelnden Wein aus der kurfürstlichen Kellerei ausgeschenkt haben soll.
Die Pioniere der deutschen Sekterzeugung waren jedenfalls junge Winzer, die nach Frankreich gingen, um Erfahrungen in der Champagne zu sammeln.
Einige blieben gleich dort, heirateten ein oder gründeten eigene Kellereien – der Grund, warum viele französische Champagnerhäuser so unfranzösische Namen haben. Die meisten kehrten zurück in die Heimat und begründeten die deutsche
Sektkultur.
A Nobel Haus – So wurde um 1900 für das Haus Henkell & Co. geworben.
Die älteste Sektkellerei ist die von Georg Christian Kessler in Esslingen. 1849 gab es in Deutschland bereits 43 Betriebe, der Boom begann, Sekt machte von sich reden. 1872 lag die Jahresproduktion bei vier Millionen Flaschen.
Das Sektgeschäft florierte derart, dass 1888 die Frankfurter Zeitung notierte: “An der Spitze der rheinischen Exporthäuser steht die weltbekannte Firma Deinhard & Co. in Koblenz, welche 87.988 Gallonen an Fass und Kisten (4.000 Gallonen mehr als 1886) nach den Vereinigten Staaten schiffte.”
Die Weltausstellung in Paris brachte 1876 die erste Goldmedaille für deutschen Sekt – und machte ihn damit zum offiziellen Konkurrenten des französischen Champagner. “Rheingold”, ein Riesling-Sekt aus dem Hause Söhnlein in Wiesbaden, wurde weltweit zum Begriff.
Der deutsche Kaiser Wilhelm I. war so begeistert vom Rheingold, dass er anordnete, fürderhin bei Schiffstaufen nur noch diesen zu zerschmettern – und zu trinken!
Kaiser Wilhelm II. hatte noch ein ganz anderes Interesse an Sekt: Er führte die Sektsteuer ein, weil er dringend Geld benötigte, um seine Flotte zu finanzieren.
Die Flotte ist schon lange Vergangenheit, die Sektsteuer jedoch ist geblieben.
Im Laufe des letzten Jahrhunderts tauchte sie immer mal wieder unter anderem Namen auf. Mal hieß sie Banderolensteuer, dann Staffelsteuer, dann Wertsteuer, die übrigens über die Hälfte des Preises einer Flasche Sekt ausmachte. Da haben wir heute ja noch richtig Glück: Seit 2002 beträgt die Sektsteuer einen Euro. Und niemand muss mehr alleine trinken: denn kein Schluck vom köstlichen Schaumwein, bei dem Vater Staat nicht mit von der Partie ist.
Die Bezeichnung “Sekt” stammt vom lateinischen “siccus”, trocken, ab und wanderte über das spanische “secco” und das englische “sack” um 1640 in die deutsche Sprache als “seck” ein. Zunächst meinte “seck” jedoch einen stillen, süßen spanischen Wein und hatte mit Schaumwein nichts zu tun. Erst durch einen kuriosen Vorfall im Weinkeller von Lutter & Wegner am Berliner Gendarmenmarkt wurde “Sekt” allmählich Begriff für schäumenden Wein (siehe Lifestyle, Anekdoten). 1925 wurde “Sekt” amtlich, nachdem “Champagner” den deutschen Herstellern durch den Versailler Vertrag bereits nicht mehr erlaubt war.
Weitere aktuelle Infos zum Thema “Sekt” finden Sie auf http://www.sekt.de sowie auf http://www.deutscher-sektverband.de und http://www.schlemmerregion-rheingau-taunus.de (u.a. zum Thema Sekt-Rezepte)
Weitere Themen, die in den kommenden Wochen auf http://www.schlemmerregion.de veröffentlicht werden:
2. Prickelnde Zahlenspiele
3. Die Herstellung
4. Die Lagerung
5. Öffnen/Einschenken
6. Die Temperatur
7. Sekt-Gläser
8. Dosagen
9. Sekt-Cocktails
10. Sekt-Ereignisse, Sekt-Adressen