(CIS-intern) – List. Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der ersten Sandvorspülung von 1972 gewährten beteiligte Personen aus Praxis und Forschung bei einer gut besuchten Festveranstaltung am Donnerstag, 22. September, im Erlebniszentrum Naturgewalten List einen Einblick in die Vergangenheit und Zukunft der Sandvorspülungen.
Im Jahr 1972 wurde im Strandbereich von Westerland die erste Sandersatzmaßnahme auf Sylt als sogenannte Versuchsaufspülung durchgeführt. Nach den positiven Erfahrungen dieser Sandaufspülung und einer Wiederholung im Jahr 1978 werden seit 1983 regelmäßig Sandaufspülungen zum Erhalt von Dünen und Kliff entlang der Sylter Westküste vorgenommen. Die Sandersatzmaßnahmen haben sich bewährt und sind nunmehr die häufigsten aktiven Küstenschutzmaßnahmen an der Sylter Westküste. Die Aufspülmengen und –intervalle unterscheiden sich dabei je nach Küstenabschnitt. Die größten Sandmengen wurden bisher in Westerland, Hörnum, Kampen und List aufgespült. Insgesamt wurden seit 1972 etwa 58 Millionen Kubikmeter Sand an der Westküste von Sylt eingebracht. „Beobachten, spülen, lernen“, so beschreibt Birgit Matelski, Direktorin des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH), die Entwicklung der Maßnahmen der vergangenen 50 Jahre.
Somit wurden in diesem Zeitraum rund 260 Millionen Euro für Sandaufspülungen auf Sylt ausgegeben. Oliver Rabe, Staatssekretär im Finanzministerium, betonte, dass „die gesellschaftliche Bedeutung der Aufspülungen für die Landesregierung eindeutig ist“, da mit den Sandersatzmaßnahmen Sylt mit seinen 18.000 Menschen und mehr als 3,5 Milliarden Euro an Sachwerten geschützt würde.
Dem stimmt auch Manfred Uekermann, Kreistagspräsident und Vorsitzender des Landschaftszweckverbandes Sylt zu, der sich im Namen aller Sylterinnen und Sylter dafür bedankte, dass der LKN sich „so stark für Schutz und Erhalt der Küste, Natur und Landschaft einsetzt.“
In der Zukunft werde bei steigendem Meeresspiegel der Bedarf an Sand für die Insel weiter steigen, aber laut Prof. Peter Fröhle von der TU seien feste Bauwerke keine Alternative: „Sie bringen keinen Kubikmeter Sand ins System.“
Der Sand wird in einem Entnahmefeld westlich von Westerland gewonnen. Um den ökologischen Eingriff zu kompensieren wurden seit 2019 bereits 70 Buhnen an der Küste Sylts zurückgebaut, weitere 20 sollen bis 2024 folgen.
Dr. Hans-Ulrich Rösner (WWF) bezeichnete die Sandaufspülungen zwar als „einen schweren Eingriff in die Schutzgebiete“. Aber harte Befestigungen, da war er sich mit Prof. Fröhle einig, „seien auch aus Sicht des Naturschutzes nicht die bessere Alternative.“
Auch in diesem Jahr sind wieder 1 Million Kubikmeter für den Strandbereich und ca. 750.000 Kubikmeter für den Vorstrandbereich vorgesehen, wo das eingebrachte Sediment den Seegang dämpft und somit effektiv die Belastung für die Insel reduziert. Die Arbeiten sind weitestgehend fertig gestellt: Nördlich von Hörnum wird im letzten von sieben Aufspülbereichen noch für ca. zwei Wochen gearbeitet. In der gleichen Zeit versorgen vor List drei Baggerschiffe den Vorstrand mit zusätzlichem Sediment.
Am Ende der knapp dreistündigen Veranstaltungen schloss Birgit Matelski den Abend mit einem Dank an den LZV, die Stiftung Küstenschutz Sylt und dem Erlebniszentrum Naturgewalten ab. „Nur mit dieser tollen Unterstützung war es möglich, ein solches Jubiläum in einem so würdigen Rahmen zu feiern.“
Foto: Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein