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Die drei am Hebammen-Notruf Sylt beteiligten Hebammen haben ihre Mitwirkung zum 1. Juli 2021 gekündigt. Der Hebammen-Notruf gab werdenden Müttern auf der Insel seit einigen Jahren die Möglichkeit, umgehend eine Hebamme anzufordern, wenn die Geburt sich früher als erwartet ankündigte. So wurde die fachliche Begleitung der Mutter bis zur Verlegung in eine geeignete Klinik auf dem Festland und, wenn dies nicht mehr möglich war, auch bei der Geburt auf Sylt sichergestellt.
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Nach der Schließung der Geburtenstation in der Asklepios-Klinik der Insel hatte der Kreis Nordfriesland den Notruf in Zusammenarbeit mit der Amtsverwaltung geschaffen, unterstützt durch das Land Schleswig-Holstein. Ziel war es, einer möglichen gesundheitlichen Gefährdung von Mutter und Kind während des Geburtsvorgangs vorzubeugen. Die oberste Empfehlung der Partner an die werdenden Mütter lautete jedoch stets, ab zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin eine der Boarding-Möglichkeiten der Geburtskliniken und Husum, Heide oder Flensburg in Anspruch zu nehmen.
„Die Gemeinden der Insel Sylt unterstützen den Hebammen-Notruf finanziell sowie durch die Bereitstellung einer Wohnung und eines Fahrzeuges für die Hebammen, die nicht von Sylt kommen“, erläutert der Sylter Bürgermeister Nikolas Häckel.
„Die am Hebammen-Notruf beteiligten Hebammen haben die fachliche Versorgung mit viel Hingabe und Engagement sichergestellt und dabei Herausragendes geleistet. Dafür gebührt ihnen Dank und Respekt“, betont Landrat Florian Lorenzen.
Er bedauert, dass durch teils unsachliche Darstellungen unter anderem in den sozialen Medien bewusst Verunsicherungen ausgelöst worden seien, die zu einer mangelnden Akzeptanz in der Bevölkerung geführt hätten. So sei in der Sylter Öffentlichkeit ein falsches Bild des Hebammen-Notrufs und der möglichen Versorgung geburtshilflicher Einsätze erzeugt worden. Wiederholt seien die Hebammen für Entscheidungen kritisiert worden, die gar nicht in ihrem Ermessens- und Entscheidungsspielraum lagen.
Diese Entwicklung sei aus Sicht der beteiligten Hebammen, der Gemeinde Sylt, des Amtes Landschaft-Sylt sowie des Kreises Nordfriesland mittlerweile untragbar geworden und habe zur Kündigung der drei Hebammen geführt.
Nikolas Häckel erklärt: „Alle Bürgermeister der Insel Sylt bedauern sehr, dass es nicht gelungen ist, die Differenzen zu klären, um den werdenden Müttern und Neugeborenen hier ein tolles Angebot zu bieten. Die Bürgermeister der Sylter Gemeinden bedanken sich ausdrücklich bei den beteiligten drei Hebammen für ihr großartiges, kompetentes Engagement.“
Trotz der derzeitigen Entwicklungen gibt der Landrat Florian Lorenzen die Hoffnung auf eine Fortführung nicht auf: Die Geburtshilfe-Koordinatorin des Kreises, Liane Friedrichsen, versuche weiterhin, Hebammen zu finden, die den Notruf wieder aufleben lassen.
„Eine Hebamme hat ihre Mitwirkung bereits zugesagt. Gemeinsam mit den Sylter Behörden arbeite ich daran, mindestens zwei weitere zu akquirieren, um die Betreuung bei geburtshilflichen Einsätzen wieder auf das hohe Niveau zu heben, das wir in den letzten Jahren erreicht haben“, erklärt die Koordinatorin.
Die beiden bisher beteiligten Hebammen, die auf Sylt wohnen, gehen ihrer Tätigkeit auch über den 30. Juni hinaus nach. Nur den Hebammen-Notruf wird es dann nicht mehr geben.
Landrat Florian Lorenzen wiederholt nochmals eindringlich die Empfehlung an alle Familien, das Angebot der vorgeburtlichen Unterkunft in Flensburg, Heide und Husum zu nutzen, um das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung von Mutter und Kind weitestgehend zu minimieren.